Die Opfer von Tschernobyl

Rund 800.000 Liquidatoren waren an der Eindämmung der radioaktiven Strahlung und den Aufräumarbeiten nach dem Atomunfall in Tschernobyl beteiligt. Die Mehrheit unter ihnen war einer hohen Strahlendosis ausgesetzt die zu Krebsfällen oder anderen Krankheiten führte, die oftmals erst Jahrzehnte nach dem Ereignis ausbrachen. 70 Prozent des radioaktiven Niederschlags wurde in Richtung des südlichen Weißrusslands getragen und verstrahlte beinahe ein Viertel des Landes. Als eine direkte Reaktion auf den Unfall wurde mit österreichischer Hilfe ein Kinderkrankenhaus in Minsk errichtet. Obwohl die Regierung Weißrusslands die Rolle Tschernobyls herunterspielt, berichten die Wissenschaftler und Mediziner die offen sprechen können, von einem klaren Zusammenhang zwischen der Zunahme gesundheitlicher Probleme und der Verstrahlung nach dem Unglück.

Internationale Wohltätigkeitsorganisationen haben Einrichtungen für geistig und körperlich behinderte Kinder geschaffen, um den Unschuldigsten und Bedürftigsten aller Opfer zu helfen. Frauen die der radioaktiven Strahlung als Kinder ausgesetzt waren, sind jetzt selbst im gebärfähigen Alter und fürchten, dass ihre Kinder mit Geburtsfehlern zur Welt kommen könnten. Sie sind besorgt, dass die Strahlung zu genetischen Defekten geführt haben könnte. Wissenschafter sind sich uneins, wie groß der Einfluss von Radioaktivität auf die Veränderung der Genstruktur ist. Der renommierte Wissenschaftler Alexei Okeanov beschreibt die gesundheitlichen Folgen des Unfalls allerdings als „ein Feuer, das zu unserer Lebzeit nicht gelöscht werden kann“.

Liquidator von Tschernobyl und Junge nach einer Schilddrüsenkrebsoperation

Oleg, 54, leidet ebenso an Schilddrüsenkrebs wie Dima, 13. Sie werden in einer Klinik in Minsk behandelt, wo täglich operiert wird. Als Liquidator war Oleg hoher Strahlung ausgesetzt. Diese war bereits seine dritte Schilddrüsenoperation. Dimas Mutter macht den radioaktiven Niederschlag für den Krebs ihres Sohnes verantwortlich, aber seine Ärzte sind vorsichtiger: Die Regierung in Weißrussland sieht solche Offenheit nicht gerne. [Minsk, Weißrussland 2005]

Die fünfjährige Veronika leidet an Leukämie

Veronika ist nur fünf Jahre alt und leidet an Leukämie. Sie wird im Zentrum für Strahlungsmedizin in Kiew ärztlich behandelt. Ihre Mutter Yelena, 29, kam vier Jahre vor dem Unglück in Tschernobyl in der benachbarten Stadt Tschernigov zur Welt – ein Ort der vom radioaktiven Niederschlag schwer betroffen war. Den Ärzten im Krankenhaus zufolge ist der gesundheitliche Zustand vieler Patienten die direkte Folge der Verbreitung radioaktiver Strahlung nach dem Unglück. [Kiew, Ukraine 2011]

Ein geistig behindertes Mädchen in einem Waisenhaus in Weißrussland riecht entrückt an einer Tulpe

Entrückt verliert sich ein geistig behindertes Mädchen im Duft einer Tulpe. Die These, dass nach der Katastrophe von Tschernobyl angeborene körperliche Missbildungen und geistige Schäden zugenommen haben, ist in der Wissenschaft umstritten. Dessen ungeachtet unterstützen internationale Hilfsorganisationen wie Chernobyl Children International viele Waisenheime in Weißrussland, die ohne diese Hilfe schließen müssten. [Wesnowa, Weißrussland, 2005]

Igor ist fünf Jahre alt, körperlich und geistig und emotional geschädigt

Der fünfjährige Igor ist körperlich behindert, geistig zurückgeblieben, emotional geschädigt, taub und stumm. Isoliert und ängstlich verbringt er die meiste Zeit versteckt hinter einer Gardine in einem Kinderheim. Die Anstalt für geistig behinderte Kinder könnte ihrer Aufgabe ohne die Unterstützung von Chernobyl Children International nicht gerecht werden. [Wesnowa, Weißrussland 2005]

Ein Liquidator von Tschernobyl sieht die Berichterstattung über das Unglück in Fukushima im Fernsehen

Viktor, 70, einer der Liquidatoren, verfolgt die Ereignisse im japanischen Fukushima. Der ehemalige Major hatte gerade Dienst, als in Tschernobyl der Reaktor explodierte. Nach den Aufräumarbeiten der unmittelbaren Folgen des Infernos wurde er gemeinsam mit seiner Familie von Prypjat nach Troeschina gebracht, einem Vorort von Kiew, in den gut ein Drittel aller ehemaligen Zonenbewohne evakuiert wurde. Er erlitt zwei Herzinfarkte und hat Magenkrebs. [Kiew, Ukraine, 2011]

 

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